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Meine Sammler-Marotte

Deutsches Notgeld mit Bergbaumotiven

Liste mir bekannter Motivscheine

Raritäten

Eigentlich bin ich ja ein Mineralien- sowie Grubenlampen-, Dokumenten-, Literatur- und Kartensammler des Interessengebietes Bergbau / Montanwesen und kannte lange auch nichts anderes. Da sah ich bei einem Sammlerfreund ein Album mit einer faszinierenden Vielfalt bunter Geldscheine mit Bergbaumotiven und war begeistert - ich kaufte ihm sämtliche Doubletten ab, beschaffte mir ein Album, steckte meine neuen Objekte darin ein - und begann zu recherchieren und weiter zu sammeln. Langsam erschloss ich mir das neue Gebiet:

In den Jahren des 1. Weltkrieges wurde das Münzgeld zum Problem. Hortungen durch Privathaushalte und der Bedarf der Militärmaschinerie an Metallen erzeugten in vielen Regionen des Kaiserreiches Knappheit. Kreise, Städte, Gemeinden und Firmen wurden ermächtigt, papiernen Kleingeldersatz für den Zahlungsverkehr zu drucken. Ein weiterer Knappheitsschub wurde anschliessend durch das harte Reparationsregime der Siegermächte, insbesondere in Westdeutschland, ausgelöst. Als 1919/20 das ärgste - vorerst - überstanden war, baute sich eine wachsende Sammlerszene auf, die von den ausgebenden Stellen (oft genug ohne Genehmigung der Reichsbank) als willkommene Hartgeldquelle mit sogenanntem Seriengeld bedient wurde. Diese Serien hatten nur noch formal Geldersatzcharakter - es waren eigentlich Sammelobjekte in verschieden hohen Auflagen, vergleichbar unseren heutigen offiziellen Sammlermünzen, die zwar gesetzliches Zahlungsmittel sind, was aber kaum realisiert wird. Bei der Erklärung dieser Sammelmode muss (Inflationsbeginn!) bedacht werden, dass der reale Sammlerwert des Seriengeldes oft schnell höher war als der Nennwert in - immer wertloserer - Reichsmark. Einschlägige Händler betraten bald die Szene. Im Juli 1922 verbot die Reichsregierung schliesslich die Notgeldausgaben wegen zunehmendem betrügerischem Missbrauch durch zweifelhafte Privatemittenten und Spekulanten. Ausserdem erzwang die Hyperinflation eine andere Geldwirtschaft. Unter den Hyperinflationsscheinen sind noch mehr Bergbaumotive zu finden, das Gebiet ist aber sehr umfangreich und schwer zu durchschauen, da stehe ich erst am Anfang.

Schon im 1. Weltkrieg, zunehmend aber in der Sammlerserien-Zeit versuchte man, das Ersatzgeld durch graphisch anspruchsvolle Motive attraktiv zu machen. 1921/2 entspann sich ein wahrer Graphik- und Kunstwettbewerb. Es wurden namhafte Künstler für die Entwürfe beauftragt. Die Ausgabestellen buhlten um die Sammlergunst, um Hartgeld in die Kassen zu bekommen!

Sie bezogen sich dabei oft auf regionale Traditionen. Aus Gebieten mit Bergbau (Ruhrgebiet, Anhalt, Sachsen, Thüringen, Oberschlesien, Hessen, Harz) findet man daher gelegentlich auf den Ersatzgeldscheinen Bergbau-Motive, mal als Hauptthema, manchmal mehr als Beiwerk. Um diese Scheine geht es mir als Sammler. Wie viele und welche es noch gibt, weiss niemand. Die gängigen Kataloge geben darüber keine Auskunft. Mein jetziger Recherchestand ergibt rund 380 verschiedene (s. Liste).

Davon sind die meisten (s.z.B. 1. Reihe unten) nicht besonders selten, doch die Tatsache, dass man nicht weiss, wo man fündig wird, macht ihre Beschaffung schwieriger als beim normalen Katalognummern-Abhaken. Es gibt aber auch echte Raritäten wie die Serie Grube Golpa (Lausitz) oder die prächtigen 5 Mk-Aufstandsscheine (s.a. Bild oben) der oberschlesischen Gemeinde Siemianowitz/Laurahütte. Einige Scheine, wie der Michel-Propagandaschein, auch Korfanty-Schein genannt (= Rettet Oberschlesien) oder 5 Mk vom Jungdeutschen Orden Bochum hatten nur optisch Geldcharakter und dienten als Spendenscheine der Finanzierung politischer oder religiöser Ziele (s. 2. Reihe unten). Sie sind ebenfalls selten.

Nun ja, mittlerweile kann ich schon rund 360 belegen, von den echten Gebrauchsausgaben des I. Weltkriegs über die Serien bis zu den ersten - wieder offiziellen - 1922er Ausgaben. Aber die Suche hört nicht auf, nach fehlenden auf der Liste oder, was noch faszinierender ist, nach neuen, unbekannten . . . und die Nachforschungen in den Hyperinflationsausgaben.

Häufigere Scheine:

Stadt Lünen i. Westfalen 25pf

Stadt Leopoldshall i. Anhalt 50pf

Glück Auf!

Raritäten:

Der Korfanty-Schein (politischer Spendenschein), R

Bochum 5Mk Jungdeutscher Orden (religiös nationalistischer Spendenschein), RR. Die VS trägt die Geldersatz-Optik. Hier nur die RS mit Bergbau- Motiv.